Abweichende Perspektiven einer geteilten Propaganda. Die visuelle Darstellung Japans im faschistischen Italien und in NS-Deutschland

Nicola Bassoni
2023-01-01

Abstract

Mit der Unterzeichnung des Antikominternpakts im November 1936 und dem Beitritt Italiens ein Jahr später fand die trilaterale Konvergenz der sogenannten Achsenmächte ihren ersten vertraglichen Ausdruck. Von da an standen die Medienakteure und Propagandaapparate der drei Länder vor der Aufgabe, die politische Annäherung und das daraus resultierende Bündnis gegenüber der Öffentlichkeit als etwas anderes als eine opportunistische Kooperation zu rechtfertigen. Für Deutschland und Italien bedeutete dies unter anderem, sich mit einem klischeehaften und teilweise negativen Japanbild auseinanderzusetzen, das sich in Europa seit Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt hatte und bis zum Vorabend der ersten Abkommen fortbestand. Zu diesem Bild gehörte nicht nur die Bewunderung für Japans Kampfbereitschaft und Herausforderung der liberalen Weltordnung, sondern auch tief verwurzelte rassistische Vorurteile und eurozentrische Überlegenheitsansprüche, die von Nationalsozialismus und Faschismus auf die Spitze getrieben wurden. Ziel des Vortrags ist es zu zeigen, wie und inwieweit es der deutschen und italienischen Propaganda- und Medienlandschaft gelang, ein ambivalentes Japanbild in das Idealbild eines prädestinierten und gleichgesinnten Verbündeten zu verwandeln. Der Schwerpunkt wird dabei auf die parallele Entwicklung der visuellen Darstellung Japans in den Printmedien beider Länder gelegt, wobei insbesondere Illustrationen und Karikaturen berücksichtigt werden, ohne jedoch andere Repräsentationsformen wie Fotografien oder Informationsgrafiken zu vernachlässigen. Die Identifizierung einer begrenzten Anzahl gemeinsamer Darstellungsmuster wird eine vergleichende Analyse ihrer politischen oder propagandistischen Bedeutung ermöglichen. Das im faschistischen Italien und NS-Deutschland vorherrschende Japanbild war jenes eines kriegerischen Landes. Dies lag nicht nur daran, dass sich Japan seit Anfang der 1930er Jahre mehrfach im Kriegszustand befand, sondern auch an der Rolle, die die Betonung der japanischen Militärmacht in den allgemeinen Zielen der nach innen und außen gerichteten Achsenpropaganda spielte. Infolgedessen drehten sich die Darstellungsmodelle in Deutschland und Italien fast ausschließlich um die militärischen Aspekte der japanischen Gesellschaft und Kultur. Darunter trat die Allegorie Japans als „strahlende Sonne“ sowie als moderner Soldat oder Samurai hervor. Die visuelle Darstellung Japans als Soldat oder Samurai hat jedoch eine lange Geschichte, die aus unterschiedlichen Akzentverschiebungen besteht, die sich bis zum Aufstieg Japans zur Großmacht um die Jahrhundertwende zurückverfolgen lassen. Der Vergleich zwischen unterschiedlichen Umgangsweisen mit früheren Vorbildern und deren Weiterentwicklung wird so die Möglichkeit bieten, Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede in der Propagandastrategien der europäischen Achsenmächte aufzuzeigen und die ideologischen Grundlagen der jeweiligen Japanbilder zu verdeutlichen.
2023
10
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